Taoismus – Verse und Gedanken

Taoismus Vers 1

„Die Welt ist ein geistiges Ding,
Das man nicht behandeln darf.
Wer sie behandelt, verdirbt sie,
wer sie festhalten will, verliert sie.“

Eine Auswahl von Versen aus dem Tao Te King

Vers 1 in Bezug zu Yin und Yang:

„Beides ist eins dem Ursprung nach und nur verschieden durch den Namen.“

Vers 2 in Bezug zu Yin und Yang:

„Wenn auf Erden alle das Schöne als Schön erkennen,
so ist dadurch schon das Häßliche gesetzt.
Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen,
so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.
Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander.
Schwer und Leicht vollenden einander.
Lang und Kurz gestalten einander.
Stimme und Ton sich vermählen einander.
Vorher und Nacher folgen einander.“

Vers 2 , 29 und 64 in Bezug zu Wu wei

Taoismus Vers 2

Dies meint wohl Laotse, wenn er im Vers 2 sagt:
„Also auch der Berufene:
Er verweilt im Wirken ohne Handeln.“

oder wenn er im Vers 29 formuliert:
„Die Welt erobern und behandeln wollen,
Ich habe erlebt dass das mißlingt.
Die Welt ist ein geistiges Ding,
das man nicht behandeln darf.
Wer sie behandelt, verdirbt sie,
wer sie festhalten will, verliert sie.“

und an anderer Stelle (Vers 64) formuliert er ähnlich:
„Also auch der Berufene:
Er handelt nicht, so verdirbt er nichts.
Er hält nicht fest, so verliert er nichts.

Er wendet sich dem zurück,
an dem die Menge vorübergeht.
Dadurch fördert er den natürlichen Lauf der Dinge
und wagt nicht zu handeln.“

Vers 13 und 58 in Bezug zu ich und selbst

Taoismus Vers 3Vers 13: „Der Grund warum ich großes Übel erfahre, ist, daß ich eine Person habe.
Habe ich keine Person, was für ein Übel könnte ich dann erfahren?“

und Vers 58: „Also auch der Berufene:
Er ist Vorbild, ohne zu beschneiden,
er ist gewissenhaft, ohne zu verletzen,
er ist echt, ohne Willkürlichkeiten,
er ist Licht, ohne zu blenden.“

So formuliert Laotse (Vers 13):
„Darum: Wer in seiner Person die Welt ehrt,
dem kann man wohl die Welt anvertrauen.
Wer in seiner Person die Welt liebt,
dem kann man wohl die Welt übergeben.“

Chinesische und europäische Weltanschauung

schönes Gleichnis mit der Bambusbrücke (Beuchert, 1998)

Taoismus WeltanschauungDie Denkweise der Chinesen unterscheidet sich ganz wesentlich von der europäischen. Suchen wir das Gewonnene festzuhalten und zu mehren, streben wir an, einen dauernden, sicheren Grund zu finden, so wissen viele Asiaten, daß nichts bleibt, daß alles sich in unterschiedlichem Tempo verändert und wandelt.
Sie fühlen, daß jeglicher Grund schwankt wie eine Bambusbrücke, über die jedoch der, der sich auf sie stellt, sicher gehen kann.
Diese Erkenntnis fanden sie durch das geduldige Erfassen der Vorgänge der Erde und des Himmels, deren Abhängigkeit voneinander sehr früh bewußt wurde.
Sie erlebten die Wanderung und Wiederkehr der Gestirne deren Einfluß auf die Erde und ihre Bewohner:
Menschen, Tiere, Pflanzen, Gesteine und Wasser.
Dies führte zu einer größeren inneren Gelassenheit gegenüber den scheinbaren Wecheselfällen des Lebens, als sie Europäer in vergleichbaren Situationen haben.

Überlegungen zur Naturwissenschaft und Taoismus

Taoismus und NaturwissenschaftDas es den Taoisten nicht schon viele Jahrhunderte früher gelang den Rang der heutigen westlichen Wissenschaften zu erreichen, lag an der inneren Einstellung: „das die Überschau über das Ganze, wichtiger war als das Details.“ (Beuchert, 1998)

Das Ziel des Taoismus war dann auch auf Naturverbundenheit ausgerichtet, uns zwar aus Gründen „metaphysischer Spekulation“, man hat daran geglaubt, dass die natürlichen Kreisläufe Sinn ergeben und das das dagegen arbeiten unsinnig ist. Das ist der Grund warum blanker Materialismus abgelehnt wurde. Also z. B.  keine Naturausbeutung um jeden Preis stattfindet.

Quellen:
Lao Tse: Tao Te King, übersetzt von Richard Wilhelm, Köln/München, 1978 Marianne Beuchert, Die Gärten Chinas, Frankfurt am Main, 1998
Mögling, Barbara und Klaus, Handbuch für Tai Chi Chuan und Körperarbeit, Aachen, 1998